Wozu braucht man einen Putz?
Außenputz, Innenputz, Wandputz, Deckenputz, Sockelputz. Putze sind Mörtelschichten, die an der Außen- und/oder Innenseite von Wänden und an der Unterseite von Decken aufgebracht werden. Sie haben üblicherweise zwei wesentliche Funktionen. Einerseits schützen sie den dahinter liegenden Baustoff. Dies gilt vor allem für Außenputze, die Witterungseinflüsse vom Mauerwerk fern halten. Andererseits bieten sie eine optisch ansprechende und homogene oder strukturierte Oberfläche.
Dass Putze auch auf Außenwänden nicht zwingend erforderlich sind, beweisen beispielsweise die Backsteinbauten, vorwiegend im Norden Deutschlands. Gerade diese Bauweise zeigt auch die Vor- und Nachteile vom Putz auf. Da die Putzschicht die dahinter liegende Wandfläche schützt, können poröse und wärmedämmende Mauersteine verwendet werden, ohne eine Schädigung durch die Witterung befürchten zu müssen. Andererseits wird die Putzoberfläche durch salzhaltige Seeluft stark beansprucht. In der Vergangenheit, insbesondere bevor für die Putzherstellung auch Zement zum Einsatz kam, unterlag der mit Kalk gebundene Putz einem hohen Verschleiß. Um häufige Ausbesserungsarbeiten zu vermeiden, wurden für die Außenschicht Vormauerziegel verwendet. Diese sind herstellungsbedingt gegenüber äußeren Einwirkungen sehr beständig. Da sie aber nur eine sehr niedrige Wärmedämmfähigkeit haben, ist bei beheizten Gebäuden eine zusätzliche wärmedämmende Schicht erforderlich. Mit modernen Baustoffen wird die Entscheidung für oder gegen Putz in erster Linie durch das gewünschte Erscheinungsbild und dem zur Verfügung stehenden finanziellen Rahmen bestimmt.
Anforderung an einen Putz
Obwohl die fertigen Putzflächen für einen Laien nahezu identisch aussehen, gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Putzsorten, die durch die jeweiligen Anforderungen bestimmt werden. So müssen beispielsweise Putze auf hochwärmedämmenden Ziegeln, mit ihrer sehr porösen Struktur, elastischer sein, als ein Putz auf einer Betonfläche. Gerade auf frischen Betonflächen kann es auch zu chemischen Reaktionen zwischen dem Bindemittel im Putz und Beton kommen, so dass die Auswahl nach Inhaltsstoffen notwendig ist. Im Außenbereich sollte ein Putz wasserabweisend sein. In Innenräumen wirkt sich hingegen ein „saugfähiger“ Putz feuchteregulierend aus und bewirkt ein angenehmes Raumklima. Da Kalk stark alkalisch ist, ist unter gleichen Voraussetzungen eine Schimmelbildung auf Kalkputzen weniger wahrscheinlich, als beispielsweise auf einem Gips- oder Kunstharzputz. Die Eigenschaften vom fertigen Putz werden hauptsächlich durch seine Bindemittel beeinflusst, deshalb werden die Putze nach ihren Bindemitteln benannt.
Putz – Einteilung nach Bindemittel
Der Putzmörtel setzt sich aus Bindemittel, Zuschlagstoffen und Zusatzmitteln zusammen. Als Zuschlagstoffe wird die Sandmischung im Mörtel bezeichnet. Zusatzmittel werden überwiegend bei werksmäßig hergestellten Mischungen für eine bessere Verarbeitung oder Hydrophobierung verwendet.
Das Bindemittel „verklebt“ die Sandkörner untereinander. Bindemittel mineralischen Ursprungs sind beispielsweise Kalk, Zement und Gips. Als organische Bindemittel werden im Zusammenhang mit Putzen hauptsächlich Kunstharze bezeichnet. Diese oft auch als Dispersionsputze genannten Mörtel enthalten Kunststoffe, die in sehr feiner Mischung mit Wasser zugesetzt werden (Dispersion). Während rein mineralische Putze auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken, die man noch an Bauwerken des alten Roms erkennen kann, gibt es Kunstharzputze erst seit etwa 50 Jahren.
Lehmputze nehmen insoweit eine Sonderstellung ein, als diese Putze nicht aushärten, sondern nur trocknen. Das heißt, bei anhaltender Feuchtigkeit werden diese Putze wieder weich.
Der ideale Putz
So unterschiedlich die Zusammensetzung von Putzmörtel sein kann, so unterschiedlich sind auch die Eigenschaften. Einen Putz, der sich für alle Anwendungen eignet, gibt es leider nicht. In vielen Veröffentlichungen werden rein mineralische Putze als diffusionsoffen und sehr widerstandsfähig beschrieben, Kunstharzputze hingegen als stark wasserabweisend und elastisch. Diese einfache Beschreibung mag in der Anfangszeit der Kunstharzputze ihre Berechtigung gehabt haben, ist aber bei den aktuell verfügbaren Putzsystemen nicht mehr zutreffend. Es ist daher ratsam, sich für den gewünschten Anwendungsfall den Rat eines Fachmanns einzuholen. Hier spielen neben den rein technischen Werten aus den Datenblättern auch die Erfahrung bei der Verarbeitung und bezüglich der Dauerhaftigkeit eine große Rolle.
Für eine langfristig schadensfreie Putzoberfläche ist ein Zusammenwirken der richtigen Putzauswahl, der materialgerechten Verarbeitung und Nachbehandlung ebenso wichtig, wie eine sorgfältige Vorbereitung. Die zu putzende Fläche muss eben und ohne Lücken oder Löcher sein. Bei Materialwechseln im Putzgrund und an exponierten Stellen ist eine Putzarmierung vorzusehen. Stark saugende Untergründe bedürfen einer Vorbehandlung. An Anschlüssen und Fugen kann nach dem Aufbringen des Putzes ein Kellenschnitt (durchtrennen des frischen Putzes mit einer Kelle) hergestellt werden oder – bei einer optisch höherwertigen Ausführung – es sind entsprechende Putzprofile aus Metall oder Kunststoff einzubauen.
Lange Freude am Putz
Wie wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt haben, haben mineralische Außenputze eine mittlere Lebensdauer von 40 Jahren und bei Kunstharzputzen liegt diese etwa bei 30 Jahren. Die Lebensdauer hängt aber auch sehr stark von den (Umwelt-)Einwirkungen auf den Putz ab. So bedürfen manche Putzflächen schon eine Wartung bevor sie 20 Jahre alt sind und andere wiederum überstehen 70 Jahre und mehr.
Sollten sich erste Schäden schon nach wenigen Jahren zeigen, ist üblicherweise nicht von Verschleiß auszugehen. Auftretende Schadensbilder haben dabei zumeist ihre Ursache im Putzmörtel selbst (oder dessen falscher Auswahl bzw. Verarbeitung), im Putzgrund (die Fläche, auf die der Putz aufgebracht wird) oder sind konstruktiv durch besondere Gegebenheiten des Bauwerks bedingt. Da die Zusammenhänge fast immer komplex sind, sollten Sie für eine Beurteilung einen erfahrenen Maurermeister oder einen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen hinzuziehen.